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Leezenflow - Grüne-Welle-Assistent für Radfahrende

Digitale Anzeigetafel, welche Radfahrenden anzeigt, wie lange die Grün- oder Rotphase noch andauert. Dies ermöglicht die Anpassung der Fahrtgeschwindigkeit und fördert Komfort und Verkehrsfluss.
Titelbild
Anzeigetafel mit Grünphase, Urheberin: Stadt Münster

Münster

Maßnahmentyp

Verkehrsfluss

Name des Projektes

Leezenflow - Grüne-Welle-Assistent für Radfahrende

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Einwohner*innen

317,713

Besiedelung

Überwiegend städtisch

Lage

Sehr zentral

Kommune

Münster

Zuständige Abteilung

Dr. Thomas Terstiege, TerstiegeT@stadt-muenster.de

Lokale Herausforderungen
  • Flächenkonflikte
  • Polyzentrale Struktur/Zersiedlung
  • Viel (denkmalgeschütztes) Kopfsteinpflaster

Maßnahmenbeschreibung

Wer mit dem Fahrrad auf eine Ampel zufährt und weiß, wann sie umschaltet, kann die Geschwindigkeit anpassen, um komfortabel und im „Flow“ bei Grün durchzufahren. Das ist die Idee hinter dem Grüne-Welle-Assistent Leezenflow: Auf einer digitalen Anzeige ist anhand des Farbverlaufs bereits mehrere Meter vor der nächsten Straßenkreuzung zu sehen, wie lange die aktuelle Ampelphase noch andauert. Dadurch können Radfahrende die Geschwindigkeit individuell anpassen und kommen flüssiger und sicherer ans Ziel. Der Leezenflow ist mit der jeweiligen Fahrradampel verbunden und ändert die Länge des Farbverlaufs dynamisch. Das System bietet nicht nur mehr Komfort, sondern führt im Idealfall zu weniger Rotlichtverstößen.

Seit dem 17. Mai 2021 wird der Prototyp Leezenflow an der Kreuzung Hörstertor auf Münsters Promenade getestet. Im Rahmen der Testphase führte das Institut für Verkehrswissenschaft der WWU Münster im Auftrag der Stadt Münster eine wissenschaftliche Evaluation durch. Diese bestand aus einer Online-Bürger*innen-Umfrage, an der 546 Personen teilgenommen haben, sowie Verkehrsbeobachtungen und -messungen vor Ort. Das Ziel der Untersuchung war, Aussagen darüber treffen zu können, inwiefern Leezenflow den Radverkehrsfluss verbessert, die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt und die Radfahrer*innen mit dem Prototypen zufrieden sind.

Insgesamt ist das Leezenflow-System positiv bewertet worden, so dass der Ausschuss für Verkehr und Mobilität der Stadt Münster im Mai 2022 beschlossen hat, bis zu zehnweitere Leezenflow-Systeme an geplanten Velorouten (Anbindungen an das Umlandgemeinden) zu installieren. Diese Geräte werden bis zum Sommer 2023 in Betrieb genommen und durch eine weitere Untersuchung begleitet.

Ziele

  • Komfort und Fahrspaß
  • Mehr Personen fahren Fahrrad
  • Fahrrad steigt in der Wahrnehmung / Statussymbol

Ergebnisse

Der Leezenflow erhöht den Komfort für Radfahrende und verbessert den Verkehrsfluss. Die Bevölkerung nimmt den Leezenflow gut an, sodass die Stadt Münster nun weitere Anzeigetafeln installiert.

Dauer: Planung und Umsetzung

Prototyp (inkl. Evaluation): 05/2020 – 08/2021; Weitere Leezenflows: 01/2022 – 06/2023

Kosten / Mittelherkunft

340,000 Euro

Prototyp:

  • Eigenmittel: 10 Prozent
  • Landesmittel: 10 Prozent (Land NRW: Förderprogramm Nahmobilität)
  • Bundesmittel: 80 Prozent (Stadt und Land)

Weitere Leezenflows:

  • Eigenmittel: 17,5 Prozent
  • Landesmittel: 17,5 Prozent (Land NRW: Kofinanzierung Modellprojekte Smart Cities (MPSC))
  • Bundesmittel: 65 Prozent (Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: Modellprojekte Smart Cities (MPSC)

Personeller Aufwand

Relativ hoch, da es im Rahmen der Ampeltechnik ein relativ innovatives Projekt außerhalb der geübten Wege war/ist. Der genaue Aufwand kann nicht abgeschätzt werden.

Beteiligte Ämter

Stabsstelle Smart City Münster und das Amt für Mobilität und Tiefbauamt, Stadtplanungsamt Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachhochschule Münster (Münster School of Design) sowie bCyber GmbH und Code for Münster

Beteiligte Akteur*innen

Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachhochschule Münster (Münster School of Design) sowie bCyber GmbH und Code for Münster

Kommunikation der Maßnahme

Diverse Pressemeldungen zu unterschiedlichen Etappen/Anlässen (Weiterentwicklung vom MSHACK, Designvorstellung, Start Testphase, Evaluation etc.), Pressetermin zum Start, Social Media in Verbindung mit den PMs + zu diversen Anlässen, Berichterstattungen in „Fach“-Magazinen (auf Anfrage von den Redaktionen), Smart City Navigator, Vorstellen des Systems auf (Fach-)Tagungen und –Kongressen usw.

Herausforderungen

Die größte Herausforderung ist, zu erklären wie Leezenflow funktioniert. An der aktuellen Teststelle dürfen wir keine Erklärschilder dauerhaft befestigen. Auf der Homepage erklären wir das System, aber nicht vor Ort. Via twitter kritisierten Münsteraner „Fahrrad-Freaks“ immer mal wieder das System, weil sie es nicht verstanden haben bzw. verstehen wollten und somit in Frage stellten.

Besonderheiten

  • Evaluation
  • Beteiligung
  • Nachhaltige Ressourcen
  • Verkehrsversuch oder Modellvorhaben

Anmerkungen

Die Software-Seite des Leezenflows ist Open Source verfügbar. Nachahmer-Kommunen haben die Möglichkeit, sich die gesamte Bauanleitung herunterzuladen und die Geräte selbst nachzubauen (und zu verbessern), ohne um „Erlaubnis“ zu fragen. Das Projekt Radbahn Berlin hat diese schon übernommen.

Quelle des Praxisbeispiels:

Stadt Münster

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Weitere Praxisbeispiele

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Detektion des Radverkehrs durch Wärmebildkameras

Stadt: Oldenburg
Bundesland: Niedersachsen

Wärmebildkameras ermöglichen intelligente Signalsteuerung für den Radverkehr. Im Rahmen der normalen Modernisierung von LSA (Ampeln) werden Wärmebildkameras zur Erkennung von Radfahrenden installiert.

Radhaltebügel

Stadt: Würzburg
Bundesland: Bayern

Die Stadt Würzburg hat in Eigenproduktion einen Radhaltebügel nach Kopenhagener Vorbild entwickelt und diesen zunächst an einem Standort aufgestellt. Die Rad fahrende Bürgerschaft war zur Rückmeldung aufgerufen, um dem Prototypen den letzten Feinschliff zu geben.

Abbildung: Urheberin: AGFK Bayern

HolländischeWellen auf dem Rheinradweg

Stadt: Bad Honnef
Bundesland: Nordrhein-Westfalen

Um die Radmobilität und den Anliegerschutz gleichermaßen zu berücksichtigen wurden im Zuge eines NKI-Förderprojekts die Barrieren durch zwei "holländische Bodenwellen" in Verbindung mit neuen hohen Radpollern ersetzt.

Abbildung: Urheberin: Stadt Bad Honnef

Grüner Pfeil für Radverkehr

Stadt: Dortmund
Bundesland: Nordrhein-Westfalen

In Dortmund gibt es den Grünpfeil nun auch exklusiv für den Radverkehr, zunächst an 24 ausgewählten Ampeln im Stadtgebiet.

Abbildung: Urheberin: Stadt Dortmund